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Storytelling – wie schreibt man bessere Geschichten?.

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Krieg – es gibt kein Wort, das mich mehr schreckt. Deshalb meide ich Artikel über Kriege. Es sei denn, die Geschichte ist so gut geschrieben, dass sie mich fesselt. Die Reportage „Drei Krieger“ von stern-Reporter Jan Christoph Wiechmann ist so eine. Sie hat 2016 den renommierten Egon-Erwin-Kisch-Preis gewonnen. Der Reporter erzählt drei Geschichten von drei Soldaten: einem Taliban-Kommandanten, einem US-Piloten und einem Bundeswehrsoldaten. Sie schossen aufeinander, waren Täter – und wurden Opfer. „Einer verlor ein Auge. Einer seine Männer. Einer seine Seele“, heißt es zu Beginn. Ich will wissen, warum! Beim Lesen schlüpfe ich in die Haut dieser Männer hinein, in ihre Albträume und Erfahrungen. In dem Passus, in dem der verletzte Bundeswehrsoldat wieder zusammengeflickt wird, lese ich: „Die haben mir gesagt, ich koste einen zweistelligen Millionenbetrag. Ich hätte lieber mein Gesicht zurück.“ Bamm!

Starke Sätze, die berühren

Ich fühle Neugier, Mitleid, Ekel, Angst. Die Geschichte hat mich am Wickel. Sie setzt mir eine Brille auf, die mir einen Einblick in drei völlig andere Leben ermöglicht. Doch wenn sie mir zu nahe kommt, kann ich jederzeit aussteigen. Theoretisch. Gute Geschichten fesseln. Auch dann, wenn die Story weniger adrenalingetrieben ist als die der drei Krieger. Gutes Storytelling verfehlt seine Wirkung nicht – auch wenn es dabei um die Geschichte eines Unternehmens oder die Entwicklung von Katzenfutter geht. Doch Geschichten erzählen will gelernt sein. Denn die Geschichten berichten nicht einfach von einem Geschehen – sie haben, durchs Erzählen, eine Sogwirkung, aus der man schwerlich wieder rauskommt. Storytelling strotzt vor Leben statt vor Langeweile. Und genau dafür braucht man journalistische Qualitäten.

Was bedeutet journalistische Qualität?

Kurzgefasst, beinhaltet diese:

  • Die Fähigkeit, sauber zu recherchieren: „Die Recherche ist die Kür des Journalismus“, so formulierte es Journalisten-Altmeister Wolf Schneider. Alle Informationen müssen auf Richtigkeit überprüft werden. Siehe hierzu auch unseren Blogbeitrag „Warum googeln noch keine Recherche ist“.
  • Themenauswahl nach Relevanz. Das meint die Bedeutsamkeit eines Themas. Google liebt relevante Themen – Leser haben ein untrügliches Gefühl dafür, ob ein Thema lesenswert ist oder nicht.
  • Eine gute Schreibe. Was dazugehört? Lebendigkeit, Logik, Stringenz. Und wer gut erzählen will, ist nicht verpflichtet, alles auszuerzählen, sondern einen Schwerpunkt zu setzen und aus den vorhandenen Fakten nur die Highlights auszuwählen.
  • Die Lust daran, Leser zu unterhalten, sie zu überraschen – und den Text so lang zu überarbeiten, bis er dieses Ziel erfüllt.

Was braucht eine gute Geschichte überhaupt?

  • Einen schnellen, plastischen Einstieg: Er kommt in wenigen Sätzen zum Kern des Themas und führt mich gleich zu Anfang zum Schauplatz, mitten hinein in sein Milieu, zu den Hauptpersonen. Der Einstieg verliert keine Zeit. Er zeichnet mit wenigen Wörtern ein Bild, er hat Farben, Gerüche, er macht das Leben dort, wo die Geschichte spielt, greifbar. Man kann es förmlich riechen.
  • Einen spannenden Mittelteil: Er erklärt, kurz, prägnant, aber atmosphärisch, die näheren Umstände der Geschichte. Kein Mittelteil ohne Spannungsbogen: Er baut sich gleich nach dem Einstieg auf, überwindet Hürden, baut sich weiter auf, hat seinen Höhepunkt etwa in der Textmitte und fällt dann moderat ab. Um am Ende noch einmal leicht nach oben zu klettern.
  • Einen unerwarteten Schluss. Eine Geschichte bleibt in Erinnerung, wenn ihr Ende – überrascht.

Und wie kriege ich das hin?

„Immer an den Leser denken“, ist der Königsweg. Leser sind sprunghaft und verwöhnt, aber sie haben immer recht, denn wir schreiben nur für sie! Sie wollen Qualität, Spannung, sie wollen spüren, dass es hier um etwas Wahres geht. Ein Leser, der hineingezogen wird in eine Geschichte, die sich entwickelt, liest bis zum Ende.

Ich muss also was tun?

  • Spannung erzeugen
  • Verständlich schreiben
  • Klare Botschaften absenden
  • Einen roten Faden in meinem Erzählstil haben
  • Sauber strukturieren, die Geschichte nicht überladen
  • Der Darstellungsform treu bleiben. Will heißen: Habe ich die Form der Reportage gewählt – dann bleibe ich bis zum Schluss dabei

Welche journalistischen Formate eignen sich fürs Storytelling? Und welche nicht?

  • Vor allem Reportage und Porträt passen. Denn diese glänzen nicht nur durch Fakten, sondern auch durch Unterhaltung. Die Reportage berichtet nicht distanziert, sondern sie begibt sich mitten ins Geschehen hinein. Das Porträt gibt mir Einblicke in das Leben oder Wirken eines Menschen, die sehr persönlich sind und einmalige Zitate oder Erkenntnisse liefern.
  • Ein Reporter berichtet immer vom Ort des Geschehens. Er weckt, durch seine detailhafte Beschreibung, Gefühle. Wichtig: Der Reporter dokumentiert, er kommentiert aber nicht. Er zwingt mich auch nicht zu einer komplexen Analyse eines Sachverhalts, sondern er gibt mir Futter, das ich schnell verarbeiten kann.
  • Meldung, Nachricht, Bericht informieren hingegen sachlich-faktisch. Hier bleibe ich distanzierter, da eher mein Verstand darauf reagiert denn mein Herz.

Warum wirkt Storytelling überhaupt?

Der Reiz von gut erzählten Geschichten liegt darin, dass sie meistens aufregend, mindestens aber unterhaltsam sind. Anders als lange Erklärungen sind Geschichten eingebettet in Szenarien, die mir Bilder, Figuren, Abenteuer liefern. „Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen – Erwachsenen, damit sie aufwachen”, hat der argentinische Autor und Psychiater Jorge Bucay einmal gesagt.

David Mock (https://www.zukunftsinstitut.de/menschen/tup-autoren/david-mock/), Autor des renommierten Zukunftsinstituts, schreibt: „Erfolgreiche Werbung und Marktkommunikation ist in Zukunft ein gutes Gespräch mit dem Markt – offen, unterhaltsam, relevant für das Gegenüber. Und da zählt die beste Geschichte mehr als das größte Budget… Die gute Story hält.“

Keine Frage: Wer es gelernt hat, Geschichten zu erzählen, kann alles aus einer Story herausholen. Eine gefühlvoll erzählte Geschichte entsteht durch Neugier, Recherche, durch Fleiß, Handwerk und den Wunsch, im Erzählen immer besser zu werden.

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